Lebensstil

Beduinen vom Sinai, Ägypten

Beim COP27 in Ägypten versammeln sich zahlreiche führende Politiker der Welt in Sharm El-Sheik, um über den Glauben der Welt zu diskutieren. Aufgrund der zunehmenden Hitze und des Klimawandels werden vor allem afrikanische Länder und solche, die bereits verödet sind, am meisten leiden. Doch nur einen Steinwurf entfernt haben sich die Stämme der Beduinen eindrucksvoll an das verlassene Land angepasst und sogar einen Stamm aus Rumänien adoptiert.

Bilder: Mohamed El-Desouki (wenn nicht anders angegeben). Text: Thorsten Veblen

Die karge Umwelt der Sinai-Halbinsel erfordert alles Überlebenstalent der Menschen, die in dieser Welt ihr Auskommen finden müssen. Dabei blieben die 80 bis 300.000 Beduinen ihren nomadischen Traditionen bis heute weitgehend treu, als man zwischen dem 14. Und 18. Jahrhundert aus der Arabischen Halbinsel einwanderte.

Katharinenkloster in Sinai

Doch trafen sie dort auf byzantinische Kloster St. Katherina, gegründet etwa 330 nach Christus und bis heute eines der ältesten durchgehend in Betrieb stehenden christlichen Kloster der Welt. Dieses beherbergt neben einer Bibliothek auch einen Busch, den zahlreiche Pilger als den brennenden Dornbusch identifizieren, der Moses zur Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei aufgefordert hätte. (FC: dibrova, 2022)

Ein blühender Mandelbaum im März, in einem Camp nahe dem Katharinenkloster

Gesundheit scheint einer der ersten Anknüpfungspunkte zwischen den beiden Religionen gewesen zu sein. Das Hospiz in St. Katharina lässt sich bis auf das Jahr 600 nach Christus zurückdatieren. Ab den 70er Jahren verstärkte sich dieser Gesundheitsauftrag gegenüber den Mönchen, Pilgern und Beduinen in der Region noch weiter und war die einzige Fürsorgeeinrichtung im ganzen südlichen Sinai.

Die Länder der Beduinen

Besonders der Stamm der Jabeliya, deren Abstammung sich nach Osteuropa zurückführen, vermutlich Rumänien, lässt, als der Römische Kaiser Justinian Steinmetze von dort rekrutierte, um das Kloster um eine Festung und eine Basilika erweiterte. Über die Jahrhunderte übernahmen den Islam und halbnomadischen Traditionen – ihre Lohnarbeit für das Kloster ließ kein vollwertiges Nomadenleben zu, was sie schließlich von den anderen vollnomadisch lebenden Beduinenstämmen der Region unterschied. Dabei brachten die Jabeliya zwei Arten von Wohnbauten hervor: zum einen Lehmhütten zum anderen das beyt al-shaar, gewoben aus Ziegenhaar, berühmt für seine wasserabweisenden Eigenschaften und Stärke. Während der ägyptische Staat die Beduinen ihrer Selbstverwaltung überlies, boomte, während der israelischen Besatzung des Sinai der Tourismus, was die Jobmöglichkeiten der Jabeliya massiv erweiterte. (Quelle: strifeblog.org, 2019)

Beduinen zeigen den Weg

Tourismus bleibt auch heute ein wichtiger Bestandteil des Einkommens der Beduinen. Mit ihren Kamelen führen sie ägyptische und internationale Touristen durch die unwegsamen Berge der Sinai-Halbinsel. Doch diese Formen der Arbeit machen die Kommunen der Beduinen extrem abhängig von unregelmäßigen Jobs. Insbesondere nach der israelischen Besatzung, als sie von der ägyptischen Regierung der Kollaboration bezichtigt wurden, da sie die neuen Einkommensmöglichkeiten unter israelischer Besatzung erschlossen hatten. Heutzutage ist auch der Tourismus ein hartes Geschäft. Das Wandern abseits der ausgetretenen Pfade ist vielen bürokratischer Hürden verbunden. Selbst Ägypter müssen bei der Polizei eine Erlaubnis einholen, da das Land unwegsam und kaum bewohnt ist und im Notfall niemand kommt. Die Wege sind nicht eindeutig und ändern sich je nach Wetterlage. Doch die Beduinen kennen den Weg dank ihrer jahrhundertealten Kenntnisse der Umwelt.

Brotbacken in der Wüste

Aufgrund der trockenen Umwelt sind nur die Beduinen, die in den Küstengebieten wie in Sharm El-Sheik, leben, an Fisch gewöhnt. Die meisten anderen essen Ziegen, Hühner und Eier, aber eines ihrer traditionellsten Grundnahrungsmittel ist Fladenbrot mit Olivenöl und Käse, oft auch gewürzt mit Zatar, einem dem Thymian verwandten Kraut. Auf langen Expeditionen in den Bergen backen sie ihr Brot allerdings in der Wüste. Sie nehmen Mehl, Salz oder Zucker, falls vorhanden, mit auf die Reise, und vermischen es mit Wasser zu Teig. Diese Masse wird im offenen Feuer aus Kohle direkt über dem Wüstensand gebacken.

Hussien Garden, Wadi Boleaa

Früchte und Trockenfrüchte sorgen für den Zucker. Hier im Wadi Boleea, etwa zwei Tagesmärsche von St. Catherine entfernt, präsentiert ein Beduine seine Ernte von Winteräpfeln.

Wadi Gibal

Die Wadis sind Bergtäler, die sich bei Regen sehr schnell mit Wasser füllen. Die Wassermassen werden zwischen den Bergflanken zusammengepresst und können reißende Flüsse bilden. Ist das Gewitter jedoch vorbei, beginnt die Wüste mit Gras und Sträuchern zu blühen. Hier hat die Evolution Arten geschaffen, die es nur in St. Catherine gibt.

Sahara-Steinschmätzer

Von großen Säugetieren wie dem Arabischen Leoparden (zuletzt 1996 gesehen), dem Nubischen Steinbock (400 im Südsinai gezählt) und Streifenhyänen bis hin zu kleinen Säugetieren und Vögeln, wie dem oben abgebildeten Weißkronensteinschmätzer, und Schmetterlingen hat die Tierwelt des Sinai viel zu bieten.

Here the desert fox

Oder Abu al Husain, wie die Beduinen den Fuchs in ihrer Muttersprache nennen.

Winter auf dem Berg Sinai

Sind die Sommer in der Wüste rau, so verlangen die Winter in den Bergen des Sinai der Anpassungsfähigkeit von Mensch und Tier nicht weniger ab. Hier entdecken Wanderer mit auf Kamelen transportierten Betten die Berge

Ein Beduine blickt in den Wadi Gharba

Trotz der Hoheit der ägyptischen Regierung leben die beduinischen Stämme immer noch nach ihrem eigenen Gesetzeswerk, dem El`Orfi. Unter manchen Stämmen auch Besha genannt, ein System der Rechtsprechung, wie es auch dem Koran fremd ist. Entscheidungen zu wichtigen Themen werden bei Stammestreffen durch Konsens der Teilnehmer geschaffen. Ausschließlich respektable Männer, deren Autorität aus Wohlstand und persönlichen Begabungen speist, die Scheiche genannt werden, sprechen im Namen von Parteien. Beispielsweise bei Verfügungsrechten von Ressourcen oder Land.

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