Mit der Entdeckung Amerikas 1492 eröffnete sich den Europäern Zugang zu schier unerschöpflichen Rohstoffvorkommen in Minen und auf Plantagen, die sie in ihre sich rasant industrialisierenden Länder verschiffen konnten. Allerdings mangelte es ihnen an Arbeitskräften in ausreichender Anzahl, um diese auszubeuten. Daher griffen sie auf einen bereits lange existierenden Wirtschaftszweig in Afrika zurück: den Sklavenhandel.
Innerhalb kürzester Zeit begannen sich Gewalt und Krieg innerhalb der afrikanischen Gesellschaften auszubreiten. Afrikanische Könige, Häuptlinge und Dorfälteste begannen, benachbarte Reiche, Städte und Dörfer zu überfallen, um Sklaven zu erbeuten. Diese tauschte man an der Küste gegen Waren aus europäischer Industrieproduktion – und vor allem Waffen – ein, um noch effizienter auf Raubzug gehen zu können. Und jeder, der keine eigenen Waffen besaß wurde so schnell selbst zum Opfer, und Waffen bekam man nur gegen Sklaven. Der Sklavenhandel begann, sich selbst zu ernähren und ließ die afrikanischen Gesellschaften in immer kleinere Strukturen zerbrechen und das Vertrauen selbst in den kleinsten Familieneinheiten erodierte.
Mit der Entdeckung Amerikas entwickelt sich ein sogenanntes transatlantisches Handelsdreieck zu entwickeln. Landwirtschaftliche und mineralische Rohstoffe wurden in Europas Industriezentren verschifft, wo sie zu begehrten Konsumgütern verarbeitet wurden. Diese wurden an der afrikanischen Küste benutzt, um Sklaven zu kaufen, welche wiederum nach Amerika verschifft wurden, um mehr Rohstoffe abzubauen. Eine besonders perfide Form der globalen Arbeitsteilung, die Afrika in einen Teufelskreis schickte.
1526 schrieb Afonso, 5. König der Kongo-Dynastie (geboren Mvemba a Nzinga), einen Brief an den König von Portugal, in dem er das Ende illegaler Sklavenhändler forderte: „Jeden Tag entführen die Händler unsere Leute – Kinder dieses Landes, Söhne unserer Adligen und Vasallen, sogar Leute aus unserer eigenen Familie. Diese Korruption und Verderbtheit sind so weit verbreitet, dass unser Land völlig entvölkert ist. Wir brauchen in diesem Reich nur Priester und Schullehrer und keine Waren, es sei denn, es handelt sich um Wein und Mehl für die Messe. Es ist unser Wunsch, dass dieses Reich kein Ort für den Handel oder den Transport von Sklaven ist”
Sein Wunsch blieb ungehört und die afrikanischen Gesellschaften zerfielen mit der Zeit immer weiter. Mehr dazu in Afrikas Jahrhundert – Gelingt der Griff nach Wohlstand?