Um 1880 begann Europas Rennen um Afrika, „the scramble for Africa“. Mittels hunderter Abkommen legten die Europäer die Grenzen ihrer Territorien auf dem schwarzen Kontinent fest. Aufgrund ungenauer Landkarten, Unwissen über die lokalen Gegebenheiten, Rohstoffvorkommen und angestammte ethnische Siedlungsräume und bereits bestehender indigener Verwaltungen wurde dies zu einem sehr unsicheren Unterfangen.
Afrikas koloniale Grenzen um 1912. Nach ihrer Unabhängigkeit übernahmen die meisten afrikanischen Länder im Gründungsakt der Organisation für Afrikanische Einheit 1963 die von den Kolonialmächten gezogenen Grenzen. Dies führte zu relativ wenigen Kriegen zwischen Staaten, jedoch umso mehr Kriegen innerhalb der Staaten um die Macht. Zahlreiche Ethnien waren plötzlich durch undurchlässige nationale Grenzen getrennt, wieder andere lebten mit Ethnien zusammen, deren Sprache sie nicht verstanden. Dazu kommt, dass die kolonialen Grenzen den Ländern sehr irrationale Formen geben, bis hin zu Unregierbarkeit.
Die Kolonialherren führten weitreichende Veränderungen auf dem Boden durch: Man regierte Kolonien, Protektorate, Spezialzonen oder lediglich Freihandelszonen. Dazu wurden manche Gebiete direkt durch die Europäer regiert, andere von privilegierten Ethnien, die ihren Vorsprung durch bessere Gesundheitsleistungen, europäische Bildung und Vernetzungen ausbauten – während andere Völker als Leibeigene, Arbeiterklasse oder schlichter Ballast auf der Strecke blieben. Investitionen in Straßen und Eisenbahnen kamen vor allem europäischen Siedlern zu Gute, die in deren Nähe Kakao, Tabak, Kaffee, Tee, Palmöl, Mineralien, Erze, Gold, Gummi, Baumwolle und Edelsteine für die gefräßige europäische Industrie abbauten und aus dem Land schafften.
So etwa begannen die Deutschen willkürlich die Bürger Ruandas in privilegierte Tutsi und unterprivilegierte Hutu einzuteilen, die Belgier vertieften diesen Unterschied indem sie den Hutu indirekt viel höhere Kaffeequoten auferlegten und so eine Zweiklassen-Gesellschaft schufen – die schließlich im Rahmen der Entkolonialisierung in ethnischen Säuberungen explodierte.
Möchten manche die positiven Seiten des Kolonialismus hervorheben, so kommen sie meist auf die von den Kolonialmächten errichtete Infrastruktur und öffentliche Dienstleistungen, wie Bildung oder Gesundheit zu sprechen. Dabei wurde diese größtenteils von christlichen Missionen verwirklicht und durch einheimische Missionare ins Landesinnere getragen. Hier der 1809 im damaligen Oyo-Reich (heutiges Nigeria) geborene Samuel Ajayi Crowther, der erste afrikanisch-anglikanische Bischof von Westafrika. (Quelle: unbekannt/wikicommons, 1867)
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