Seit Jahrhunderten ist die zentralasiatische Weite von verschiedensten Ethnien, Kulturen und Traditionen geprägt. Doch trotz aller Verschiedenheit haben die Länder allesamt nach dem Ende der Sowjetunion Regierungssysteme hervorgebracht, die sich in ihren autokratischen Tendenzen ähneln. Warum und was ist dabei für die Zukunft dieser Völker zu erwarten?
Kaum eine Weltgegend strotzt von solcher Vielfalt, wie die zentralasiatischen Länder Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgistan oder Kasachstan. Die Region ist geprägt von unterschiedlichen Religionen, Landschaften, Kulturen und ethnischen Gruppen, deren Geschichte mindestens ein Jahrtausend vor Christus zurückreicht. Doch sind alle zentralasiatischen Länder über ihren Hang zu autoritären Regimen gleich. Dennoch befinden sich alle fünf Länder im Teufelskreis autoritärer Regime, die durch verschiedene Werkzeuge der Repression ins Leben ihrer Bürger eingreifen.
Verschiedene Theorien betonen unterschiedliche Faktoren für die Beständigkeit des Autoritarismus in Zentralasien. So hat keines der Länder in seiner Geschichte demokratische Traditionen hervorgebracht und keines grenzte je an demokratische Staaten, von denen man lernen hätte können. Von den Mongolen, Arabern, Persern und dem zaristischen Russland hatte auch nie eine Besatzungsmacht den Anspruch dies zu ändern. Ebenso unterdrückten die Sowjets jegliche demokratischen Bestrebungen, wie die kasachische Alash Orda-Bewegung im Keim. Keines der Länder hatte jemals effektive institutionelle Systeme entwickelt, wie ein unabhängiges Justizsystem oder den Schutz von Privateigentum, die die demokratische Entwicklung traditionell unterfüttern. Ebenso fehlte lange Zeit eine lebendige Mittelschicht, die die Demokratisierung antreibt. Stattdessen dominieren bis heute traditionelle Clans, die sich noch immer dem wilden Leben als Reiter in der weiten Steppe verbunden fühlen.
Mehrgon Markt in Dushanbe, Tadschikistan. (Quelle: Emily Marie Wilson)
Zudem sind manche der Länder reich an Gold, Erdgas oder Öl. Dieser Reichtümer bedienen sich die Regime, um die Bevölkerung mittels kostenfreiem Wohnen, Strom oder Gas – oder riesigen Shopping Malls – an sich zu binden. Die Regime Zentralasiens zeigen eine bemerkenswerte politische Langlebigkeit. Sie pflegen enge Beziehungen zu anderen autoritären Regimen wie China und Russland – und es gelingt ihnen allzu oft, diese gegeneinander auszuspielen. Doch steuern die Länder mit dem Älterwerden ihrer Autokraten und der Machtübergabe an eine jüngere Generation auch turbulenten Zeiten entgegen.
Die ganze Geschichte in der „Postsowjetischen Welt – Vom Untergang des Kommunismus bis zur Invasion der Ukraine“.